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Krankheitsbild
Windpocken sind eine Krankheit, die mit juckenden Papeln, Bläschen und schließlich deren Verkrustung einhergeht.
Erkennung und Behandlung
Windpocken sind anhand der typischen Beschwerden und Hautveränderungen gut zu erkennen. Besonders gefährdeten Personen oder bei sehr schweren Verläufen können Medikamente gegen die Virusvermehrung gegeben werden.
Übertragung und Vorkommen
Das Virus wird durch Tröpfcheninfektion beim Niesen, Husten und Sprechen oder beim direkten Kontakt mit Erkrankten übertragen. Windpocken sind auf der ganzen Welt verbreitet.
Vorbeugung
Impfstoff
Es gibt gut verträgliche Lebendimpfstoffe zur Injektion (in der Spritze).
Unser Rat für Sie:
Allen Kindern im Alter von 11 bis 14 Monaten wird seit Juli 2004 eine Windpocken-Impfung empfohlen. Bislang ungeimpfte oder unvollständig geimpfte Kinder sollten die Impfung baldmöglichst nachholen lassen, spätestens im Alter von 9 bis 17 Jahren. Waren Sie selbst noch nie an Windpocken erkrankt, berät Sie Ihr Arzt oder Gesundheitsamt, ob Sie selbst zu einer Risikogruppe gehören, die geimpft sein sollte.
Krankheitsbild
Ungefähr zwei Wochen nach der Ansteckung beginnen die Beschwerden mit leichtem Fieber, es treten juckende Papeln und Bläschen auf, die später Krusten bilden und abheilen. Meist verläuft die Krankheit gutartig und ist nach ein bis zwei Wochen überstanden. Aber: Mehr als 2.000 Kinder unter 16 Jahren müssen schätzungsweise jedes Jahr wegen Windpocken oder deren Folgen ins Krankenhaus. Jeder fünfte Windpockenkranke - egal welchen Alters - erkrankt später am oft sehr schmerzhaften Herpes zoster (Gürtelrose). Beispielsweise im Jahr 2003 mussten mehr als 8.000 Menschen in Deutschland wegen eines Herpes zoster im Krankenhaus behandelt werden. Jedes Jahr endet eine Windpocken-Erkrankung bei schätzungsweise 25 Patienten schließlich mit dem Tode. Andere Industrieländer beobachten ähnliche Fallzahlen.
Sobald das Immunsystem des Körpers sich zur Wehr setzt, "versteckt" sich das Virus in Nervenzellen. Dies passiert bei allen Personen, die sich mit dem Erreger infizieren. Von Nervenzellen aus kann das Virus auch noch Jahrzehnte nach der Erstinfektion wieder auftauchen. Es kommt dann zunächst zu Schmerzen und später bilden sich im Versorgungsbereich des Nervs Bläschen. Da dieser Hautausschlag wie ein Gürtel um den Körper laufen kann, spricht man auch von "Gürtelrose" (Zoster).
Daneben können Patienten mit geschwächtem Immunsystem im Rahmen von Windpocken-Infektionen eine Lungenentzündung oder auch eine Gehirnentzündung entwickeln. Besonders gefährlich sind Windpocken während der Schwangerschaft. In der Frühschwangerschaft kann das Kind im Mutterleib infiziert werden - schwere Fehlbildungen sind die Folge. Auch Infektionen in der zeitlichen Nähe des Geburtstermins führen oft zu schweren Krankheitsverläufen beim Neugeborenen.
Hautausschlag bei Windpocken
Gürtelrose (Herpes zoster)
Erkennung und Behandlung
Ärzte können die Windpocken anhand der typischen Beschwerden und Hautveränderungen mit hoher Sicherheit erkennen. In seltenen, unklaren Fällen wird die Diagnose mittels einer Laboruntersuchung bestätigt.
Besonders gefährdeten Personen oder bei sehr schweren Verläufen können Medikamente gegen die Virusvermehrung gegeben werden. Sie werden auch bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem oder bei Patienten mit Gürtelrose angewandt.
Übertragung und Vorkommen
Die Windpocken sind hoch ansteckend und werden durch Tröpfcheninfektion beim Niesen, Husten und Sprechen übertragen. Auch der direkte Kontakt mit Erkrankten kann zur Ansteckung führen. Die ansteckungsfähige Zeit beginnt zwei Tage vor Auftreten des ersten Hautausschlags und dauert in der Regel bis etwa fünf Tage nachdem die letzten frischen Papeln oder Bläschen aufgetreten sind. Die Zeit zwischen Ansteckung mit Windpocken und Ausbruch der Krankheit (Inkubationszeit) liegt bei 8 bis 21 Tagen, im Durchschnitt bei 14 bis 18 Tagen.
Die Erreger der Windpocken sind auf der ganzen Welt verbreitet. Fast alle Erwachsenen haben die Windpocken durchgemacht und sind somit immun. Etwa drei bis vier Prozent der Erwachsenen sind dies allerdings nicht, was besonders bei Schwangeren problematisch werden kann. In den USA wird seit 1996 allen Kindern die Windpocken-Impfung empfohlen. Im Durchschnitt 70% werden tatsächlich geimpft. Das Windpocken-Virus konnte durch die Kinderimpfung gut "ausgesperrt" werden: Schon im Jahr 2000 gab es in der gesamten US-amerikanischen Bevölkerung 70 bis 80% weniger Windpockenfälle als vor Einführung der Impfung.
Vorbeugung
Langfristigen Schutz vor der Krankheit bietet die aktive Impfung. Spezielle Medikamente können ebenfalls vorbeugend angewendet werden, wirken aber nur kurzzeitig.
Impfung
Impfstoff
Der Impfstoff enthält eine abgeschwächte und ungefährliche Variante des Windpocken-Virus. Zur Herstellung wird es in speziellen Zellkulturen vermehrt. Windpocken-Impfstoff gibt es auch als Vierfachkombination zusammen mit Masern-Mumps-Röteln-Impfstoff.
Anwendung des Impfstoffs:
Windpocken-Impfstoffe werden unter die Haut (subkutan) oder in einen Muskel gespritzt.
Die Varizellen-Impfung wird ab einem Alter elf Monaten empfohlen. Unter bestimmten Umständen - wie der Besuch einer Kindereinrichtung - kann die Impfung auch früher gegeben werden. Das Kind muss jedoch mindestens neun Monate alt sein. Kinder, Jugendliche und Erwachsene erhalten zwei Impfdosen. Die zwei Dosen der kombinierten MMRV-Impfung sollten im Abstand von mindestens vier - besser sechs - Wochen gegeben werden. Auch für die Windpocken-Einzelimpfstoffe gilt ein Mindestabstand von 4 Wochen. Der MMRV-Kombinationsimpfstoff ist bis zum Tag des 13. Geburtstags zugelassen.
Je nach verwendetem Impfstoff kann die Windpocken- oder MMRV-Impfung gleichzeitig mit verschiedenen anderen Impfstoffen (z.B. Sechsfachimpfstoff, Pneumokokken-Konjugat-Impfstoff, Fünffachimpfstoff) verabreicht werden.
Wirksamkeit des Impfstoffs:
Nach einmaliger Impfung beträgt die Schutzrate etwa 80%. Nach zwei Impfdosen beträgt die Schutzrate der Windpocken-Impfung (insbesondere vor schweren Krankheitsverläufen) fast 100%. Es werden dann vergleichbar so viele Antikörper gebildet wie nach natürlicher Infektion. Gürtelrose tritt bei Geimpften seltener auf und verläuft leichter.
Wer geimpft sein sollte
Die Windpocken-Impfung ist eine von den Gesundheitsbehörden "öffentlich empfohlene" Impfung für alle Kinder in einem Alter von 11 bis 14 Monaten. Bislang ungeimpfte oder unvollständig geimpfte Kinder und Jugendliche sollten die Impfung baldmöglichst nachholen lassen, spätestens in einem Alter von 9 bis 17 Jahren. Außerdem sollten sich folgende Personen gegen Windpocken impfen lassen, falls sie die Krankheit noch nicht hatten und sofern keine gesundheitlichen Gründe gegen die Impfung sprechen:
* Patienten, bei denen das Immunsystem im Rahmen einer medizinischen Behandlung z. B. wegen einer Organtransplantation geschwächt werden soll - oder enge Kontaktpersonen
* Patienten mit schwerer Neurodermitis - oder enge Kontaktpersonen
* Frauen mit Kinderwunsch
* Personal im medizinischen Bereich (vor allem in der Kinderheilkunde, Geburtshilfe, Krebsbehandlung, Intensivmedizin), besonders bei Kontakt zu Kindern und zu Patienten mit geschwächtem Immunsystem, außerdem neu eingestelltes Personal in Gemeinschaftseinrichtungen, das Kinder im Vorschulalter betreut.
* Ungeimpfte Personen, die die Krankheit noch nicht hatten und die Kontakt zu gefährdeten Personen (siehe oben) haben, können und sollten unter bestimmten Voraussetzungen auch nach einer möglichen Ansteckung noch geimpft werden: Möglich ist die so genannte postexpositionelle Impfung innerhalb von fünf Tagen nach Kontakt zu einem an Windpocken Erkrankten oder innerhalb von drei Tagen nachdem der erste Fall z.B. im Kindergarten aufgetreten ist.
Wer nicht geimpft werden sollte
Zu Beginn einer Behandlung, die das Immunsystem schwächt, bei schwerer Immunschwäche und während einer Schwangerschaft darf nicht geimpft werden. Bei einer Überempfindlichkeit gegen Inhaltsstoffe des Impfstoffs, wie beispielsweise gegen Neomycin, darf ebenfalls nicht geimpft werden. Bei einer Neomycin-Kontaktallergie muss jedoch nicht auf eine Impfung verzichtet werden. Ebenso darf der MMRV-Impfstoff bei einer Unverträglichkeit gegen Hühnereiweiß gegeben werden, da der Impfstoff nur minimale Spuren von Hühnereiweiß enthält. Eine Ausnahme besteht jedoch, wenn nach Genuss von Hühnereiweiß schwerste allergische Reaktionen aufgetreten sind. Dann sollte der MMRV-Impfstoff nicht eingesetzt werden.
Nach Impfung mit Windpocken-Einzelimpfstoff oder MMRV-Impfstoff soll eine Schwangerschaft für drei Monate verhütet werden.
Nebenwirkungen des Impfstoffs
Mögliche Lokal- und Allgemeinreaktionen
Die Impfstelle kann vorübergehend leicht gerötet und geschwollen sein und schmerzen - vor allem bei Erwachsenen nach der zweiten Impfung. Bei etwa einer von zehn Impfungen tritt leichtes Fieber auf. Gelegentlich kann es eins bis vier Wochen nach der Impfung zu Symptomen einer leichten "Impfkrankheit" (Fieber mit einem schwachen windpockenähnlichen Hautausschlag) kommen. Alle diese Erscheinungen sind nur vorübergehend.
Mögliche Komplikationen
Sehr selten kann eine allergische Reaktion auftreten. In Einzelfällen wurde über eine allergische Sofortreaktion, eine Gürtelrose oder eine Lungenentzündung bei gesunden und immundefizienten Impflingen berichtet. Bei immungeschwächten Personen, die geimpft werden, kann in seltenen Fällen eine gutartige, leichte Windpocken-Krankheit auftreten. Dann kann nicht völlig ausgeschlossen werden, dass das Impfvirus von der geimpften Person auf eine Kontaktperson übertragen wird. Dies ist jedoch nach jahrzehntelanger weltweiter Anwendung von Windpocken-Impfstoffen nur in wenigen Einzelfällen beschrieben worden. Bei der Mehrzahl dieser Kontaktpersonen lag eine geschwächte Immunabwehr vor oder aber es handelte sich um eine zunächst unbemerkte Infektion mit dem Wildvirus.
Die Nebenwirkungen des MMRV-Impfstoffs entsprechen im Wesentlichen den Nebenwirkungen nach Windpocken-Einzelimpfung und nach MMR-Impfung.