Unter dem Begriff 'antiautoritär', der heutzutage anderen Begriffen, wie demokratisch, liberal oder emanzipatorisch gewichen ist, versteht man die Erziehungsmethode, die zwangfrei abläuft und fördernd für die Selbstentfaltung jedes Einzelnen ist und sollte als Gegenpol zur autoritären Erziehung dienen. Grob gesagt, wird Kindern so ziemlich freie Hand gelassen, damit diese ihre Persönlichkeit und Selbstbewusstsein, sowie Kreativität und Gemeinschaftsfähigkeit frei entfalten können. Leider wurde dieser Begriff von einigen Eltern falsch verstanden und sie meinten, sie müssten Ihre Kinder ganz ohne Grenzen erziehen, was eine Generation "flegelhafter Egoisten" hervorbrachte, die der antiautoritären Erziehung ihren heutigen schlechten Ruf beschert.
Bei der antiautoritären Kindererziehung geht es darum, nicht wie in den frühen 30er Jahren, auf einen strikten, organisierten Alltag zu setzen, sondern zu versuchen Kindern Spielraum und Entscheidungsfreiheiten zu lassen. Für über 80 Prozent ist es heute selbstverständlich, dass Kinder gegen Autorität eingestellt erzogen werden. Sie denken nicht, dass nur Disziplin die richtige Methode ist, um ans Ziel zu gelangen. In den 20ern und 30er Jahren lebten Kindern unter einem extremen Gehorsamszwang und man lobte die traditionelle Unterordnung in der Gesellschaft. Kritiker sagen, dass es Kindern damals nicht möglich war Kontaktfähigkeit und Selbstbewusstsein zu entwickeln, da diese total unterdrückt wurden. Dies führte dazu, dass Kinder oft aggressiv wurden und sich unterwürfig fühlten. Dennoch wurde diese Methode der Erziehung in fast jedem Haushalt durchgeführt. Kinder, die schon zu dieser Zeit eine antiautoritäre Erziehung genossen haben, sah man als 'chaotisch' und 'wild' an, dennoch ist zu verzeichnen, dass diese Menschen im Erwachsenenalter weit mehr Kreativität und Selbstvertrauen entwickelt haben, als gleichaltrige Menschen, die der konventionellen Erziehungsmethode unterworfen waren.
Sechziger Jahre
In den 60er Jahren sprachen sich verschiedene Politiker und Theoretiker für eine antiautoritäre Kindererziehung aus, da sie befürchteten, dass die Unterdrückung der Selbstentfaltung der Kinder der Entwicklung erheblich schaden können. Es entstanden Studentenbewegungen und Aufstände von Autoritäts-Gegnern, die sich gegen diesen Erziehungsstil stellten.
Der Begriff "antiautoritär" wird heute nicht mehr verwendet, sondern Kinder werden in Deutschland hauptsächlich demokratisch erzogen. Schulen, Kindereinrichtungen, Sportvereine und Jugendprojekte- alle setzen auf eine liberale Kindererziehung. Menschen sollen eigenständige, kreative und sozialfähige Wesen sein und nicht der Gesellschaft unterwürfig. Laut aktueller Statistiken sind Kinder, die eine zwangfreie Erziehung genossen haben, später wesentlich erfolgreicher und unabhängiger. Menschen, die autoritär erzogen wurden, wirken oft verschlossen und ordnen sich in der Gesellschaft unter.