Unbeachtete Genies
Bei Mädchen wird die hohe Begabung oftmals nicht oder nicht rechtzeitig erkannt. Das liegt daran, dass Mädchen sich häufiger klaglos an ihre Umgebung anpassen. Sie wollen noch viel stärker als Jungen auf keinen Fall anders sein als die anderen Kinder. Die Folgen sind psychosomatische Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen oder depressive Verstimmungen, die aber meistens nicht als Unterforderung gedeutet werden.
Jungen dagegen rebellieren im Allgemeinen offener und auffälliger gegen nicht passende Umweltbedingungen. Sie stören aktiv den Unterricht, spielen den Klassenclown oder reagieren aggressiv. Da sie ihrer Umgebung damit auf die Nerven gehen, wird viel eher etwas unternommen, um dieses Verhalten zu ändern.
Sozial Schwache werden seltener gefördert
Die meisten erkannten Hochbegabten stammen aus sozial höher gestellten Familien. Das heißt im Umkehrschluss, dass Kinder aus schlechten sozialen Verhältnissen oder Migrantenkinder wesentlich geringere Chancen haben, ihr Potenzial zu entfalten oder durch Leistungen auf sich aufmerksam zu machen.
Ein besonderes Problem bilden die sogenannten Underachiever oder auch Minderleister. Das sind die Schüler, die ein deutlich überdurchschnittliches intellektuelles Potenzial haben, aber mit ihren Leistungen hinter den Erwartungen zurückbleiben. Erst wenn sie in der Schule zu scheitern drohen, wird vielleicht eine Intelligenzdiagnostik vorgenommen. Vermutungen unter Wissenschaftlern gehen von 50 Prozent Underachievern unter Hochbegabten aus.
Hochbegabte mit Teilleistungsschwächen
Hochbegabte müssen nicht in allen Bereichen gleich begabt sein. Es gibt Kinder, die in einigen Bereichen hochbegabt sind, aber aufgrund von Teilleistungsschwächen oder sogar Behinderungen in anderen Bereichen extrem schlechte Leistungen erbringen. So kann es sein, dass sie bei Klassenarbeiten scheitern, weil sie Zahlen verdrehen oder aufgrund einer motorischen Schwäche nicht schnell genug schreiben können. Es gibt Hochbegabte mit Legasthenie, der so genannten Lese-Rechtschreib-Schwäche, mit ADS, dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, körperlich Behinderte, Blinde oder Hörgeschädigte.